Samstag, 26. Januar 2019

Matera und eine lukanische Brotsuppe


Die süditalienische Stadt Matera ist 2019 eine der so genannten Kulturhauptstädte Europas (die andere ist heuer Plovdiv in Bulgarien). Wir besuchten Matera im Spätwinter 2012 auf unserer Apulien-Kalabrienreise (mit dem Auto) und jetzt ist Gelegenheit, um endlich meine Bilder zu zeigen...




Matera in der Basilikata (oder Lukanien) ganz im Süden von Italien ist berühmt für seine "sassi" - das sind Höhlensiedlungen in den Felsabhängen, in denen mehr als 10.000 Jahre lang Menschen wohnten, sogar noch im 20. Jahrhundert unter heute unvorstellbaren Bedingungen. Erst in den 1950-er Jahren wurden in der Stadt Sozialwohnungen gebaut und die armen Bewohner der Höhlen konnten umsiedeln. Die sassi wurden oft zugemauert oder als Lagerraum genutzt, siehe unten. 



Auslöser für die Veränderung war das Buch "Christus kam nur bis Eboli" von Carlo Levi, in dem der ins süditalienische Exil verbannte Autor die primitiven Höhlensiedlungen anprangerte und einer weiten Öffentlichkeit erst bekannt machte. Matera war damals plötzlich der Schandfleck Italiens. Seit 1993 zählen die sassi zum UNESCO Weltkulturerbe und heute werden immer mehr Höhlen renoviert und zB. als Hotel genutzt - mit Kanalisation, Heizung, Wasserversorgung und schönen Möbeln lässt es sich für Urlauber dort sicher gut aushalten... (ich war nicht drinnen). 

Die Probleme des Mezzogiorno, nach wie vor das Armenhaus Italiens, werden dadurch nicht geringer, aber die Kulturhauptstadt-Geschichte rückt die Aufmerksamkeit vielleicht wenigstens kurz in Richtung Italiens Süden. 

Die Landschaft bei Eboli in den Bergen der Basilikata sieht übrigens so aus, siehe oben. Wir waren Ende Februar 2012 dort, der Frühling hatte sich noch nicht durchgesetzt und die karge Erosionslandschaft sah in der Abenddämmerung noch unwirtlicher aus.




Matera und diese sassi haben mich erst einmal schockiert und deprimiert (das graue Winterwetter tat sein übriges) und ich wollte nur schnell weg von dieser Höhlenstadt. Beim 2. Besuch war ich weniger melancholisch und wir verbrachten einen sehr interessanten Tag in Matera. Wenn es nicht so weit weg wäre, würde ich sogar gern noch einmal hinfahren (aber Entfernung Wien - Matera ca. 1500 km).





Viele Höhlen waren oder sind auch Kirchen, siehe oben. Solche Felsenkirchen sind auch außerhalb der Stadt zu finden.
Man sieht auf den Bildern, wie karg und steinig die Landschaft ist. Das Klima wird zwar als "mild" bezeichnet, aber im Winter kann es ganz schön kalt und windig sein. Die Sommer an der ionischen Mittelmeerküste sollen sehr schön sein...


Aus Kargheit der lukanischen Landschaft kommt diese köstliche Brotsuppe mit wenigen Zutaten, Rezepte habe ich in den Weiten des www gefunden und kombiniert. Ohne Pecorino bestreut wäre die sättigende Suppe vegan, aber der Käse passt gut dazu und das pochierte Ei auch.


Lukanische Brotsuppe vegetarisch
Pancotto ("gekochtes Brot") alla lucana
für ca. 4 Personen

3 große Kartoffeln, ca. 350 g
ca. 150 g Stangensellerie
optional ein paar Brokkoliröschen
1 Karotte
1 kl. Zwiebel
Knoblauch nach Belieben
3 mittelgroße Tomaten
1/2 Bund Petersilie, Stängel mitkochen, Blätter zum Bestreuen
etwas Olivenöl
ca. 1 l Wasser oder Gemüsesuppe (ich)
1 Zweig frischen Rosmarin
Salz, Chili
altbackenes italienisches Brot
Pecorino zum Bestreuen
optional 1 pochiertes Ei pro Person

Kartoffeln und Gemüse würfelig bzw. klein schneiden.
In einem Topf etwas Olivenöl erhitzen, Zwiebel und Knoblauch kurz bräunen und das Gemüse dazugeben, auch die klein geschnittenen Petersilstängel. Mit Wasser oder Suppe aufgießen, würzen und zugedeckt langsam gar köcheln lassen.
Das Brot in eher größere Würfel oder Scheiben schneiden und zum Schluss etwa 5 Minuten in der Suppe mehr ziehen als kochen lassen.
Die Suppe anrichten und mit Petersilie und geriebenem Pecorino bestreuen. Das pochierte Ei ist nicht original lukanisch, passt aber perfekt dazu!




Wart ihr schon einmal in Matera?  Zu welcher Jahreszeit? Wie hat es euch gefallen?




8 Kommentare:

  1. Was für eine tolle Reise! Das war bestimmt sehr beeindruckend! Ich war noch nie in Süditalien.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. wir waren bisher 2x in und um Apulien und in Lecce, die meine Sehnsuchtsstadt geworden ist...
      lg

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  2. Liebe Friederike,
    nein, Matera war noch nie auf dem Wunschzettel und wenn ich ehrlich bin, wird's wohl auch nie sein. Irgendwie bedrückend finde ich diese "Einheitsfarbe", die durch das spärliche Grün ein wenig aufgefrischt wird.
    Wobei ich aber natürlich nicht die Bedeutung dieser Stadt und das Weltkulturerbe in irgendeiner Weise schmälern möchte!!!
    Einzig am Abend ( so habe ich Bilder gesehen ) finde ich die Stadt richtig romantisch, aber das ist für 1300 KM ein bissl zu wenig ;-)

    Danke für's Zeigen und liebe Grüße
    Elisabetta

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    1. Diese "Einheitsfarbe" der Häuser weiß bzw. eher grau oder auch manchmal bunt angestrichen ist typisch für den Süden Italiens, dort ist es so ganz anders als in der romantischen Toskana...
      lg

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    2. Zugegeben ich bin eine "Bunte" (nein, nicht DIE ;-( ) und mir hat es diesbezüglich auch in Marokko oder Israel, rein optisch nicht gefallen.
      Aber das Interesse an den Ländern war ausschlaggebend - na klar!
      LG

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  3. Matera und diese Sassis kannte ich bisher nicht. Unglaublich, dass in Europa noch im 20. Jahrhundert Menschen in "Höhlen" leben mussten.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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    1. zum Schluss haben sicher nur mehr die Ärmsten der Armen dort aushalten müssen...
      danke für deinen Besuch, lg

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  4. Sehr schöner und stimmungsvoller Bericht! Ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen! Aber so einen Teller Suppe hätte ich jetzt gerne!

    Saluti
    Ariane

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