Sonntag, 30. März 2025

"Landkapitän" Country Captain Chicken



Blog-Event CCXVII - Cook across America (Einsendeschluss 15. April 2025)
 

Das Thema des Blogevents von Gabi bei Zorra´s Kochtopf hat mich erst ein bisschen ratlos gemacht - in (politischen) Zeiten wie diesen, wo wir unfreiwillige Zeitzeugen eines unglaublichen Umbruches sind. "Normalerweise" würde die USA mit Hawaii zu meinen Sehnsuchtsländern gehören und leider erst einmal war ich in diesem so faszinierenden Land, seufz.

Aber bei dem Blogevent soll es ja um die Kulinarik gehen... 



Das heutige Rezept kommt aus diesem dünnen Cookbook, das ich vor mehr als 20 Jahren aus Atlanta, Georgia, mitgebracht habe. 

Es gibt Country Captain aus den Südstaaten der USA, wo es sehr populär sein soll. Es handelt sich um ein Schmorgericht mit frittiertem Huhn in einer Curry-Tomatensauce. Zum ersten Mal wurde Country Captain 1857 in einem amerikanischen Kochbuch beschrieben.


am alten Hafen von Savannah, 2002
Blick in meinen Fotoordner mit den eingeklebten analogen Fotos


Einer Version (von mehreren) zufolge soll ein Kapitän der amerikanischen Marine das Rezept von Ostindien nach Amerika mitgebracht haben. Wer weiß, aber Savannah, Georgia, war in früheren Zeiten ein wichtiger Hafen für den Gewürzhandel - und auch für den unsäglichen Sklavenhandel. Auch heute ist Savannah einer der wichtigsten Seehäfen von Nordamerika, das Viertel um den historischen Hafen in der schönen Südstaaten-Stadt aber gehört nun den Menschen...




"Georgia Country Captain" mit Huhn und Reis

Zutaten für 4 Pers.:

1 bio Huhn oder 4 Hühnerkeulen mit Knochen und Haut (bone-in skin-on chicken thighs)

1/2 cup, ca. 2 EL Mehl
1 TL Salz
schwarzer Pfeffer
optional 1 TL Paprikapulver
reichlich Öl oder Butterschmalz zum Frittieren

Pflanzenöl
2 oder mehr Knoblauchzehen, klein geschnitten
2 mittelgroße Zwiebeln, in kleine Würfel geschnitten
1/2 cup, 2 Stk. Stangensellerie, ebenso
1 grüner Paprika, ebenso, aber nicht allzu klein
3,5 cups, 2 Dosen à 400 g Tomaten
1 - 2 EL Currypulver
Salz
schwarzer Pfeffer
Chili je nach Schärfe-Belieben

Reis:
1 cup, ca. 200 g Reis
Salz
1 EL Butter
1/4 cup, 1 Hand voll Trockenfrüchte (currants) *
gleich viele Mandeln, grob gehackt

Petersilie o.a. frische Kräuter zum Bestreuen

* Im Originalrezept stehen "currants", damit sind wahrscheinlich eher Korinthen als Johannisbeeren gemeint. Korinthen und Rosinen stehen bei mir zu Hause nicht so hoch im Kurs, daher sind beliebige klein geschnittene Trockenfrüchte (zB. Marillen / Aprikosen) als süßliche Komponente auch gut!


Zubereitung
:

  • Das Hendl in mehrere Teile teilen bzw. die Keulen halbieren. Die Hühnerteile in einer Schüssel mit Mehl und den Gewürzen vermischen. Dann beidseitig in Öl rasch goldgelb ausbacken bzw. frittieren (sie müssen nicht durchgegart sein). 

  • Gleichzeitig Knoblauch und Zwiebeln in einem großen breiten Topf oder Bräter in etwas Öl andünsten, aber nur wenig Farbe nehmen lassen. Die restlichen Zutaten, also Sellerie, Paprika, Tomaten und die Gewürze beifügen. Die Sauce abschmecken und die Hühnerteile einlegen, sie sollen nicht gänzlich bedeckt sein.

  • Das Gericht zugedeckt leise simmern lassen, bis das Huhn "tender", zart gegart ist. Ich habe den Topf im Backrohr bei 175°C teils zugedeckt, zum Schluss offen schmoren lassen. Dauer ca. eine Dreiviertel- bis 1 Stunde.

  • Den Reis kochen. Die Mandeln in Butter leicht bräunen, dann die Trockenfrüchte beifügen und die Mischung unter den fertigen Reis mischen. Das Huhn auf oder mit dem Reis anrichten und mit Kräutern bestreuen. 

1 - 2 - 3

Das Ergebnis ist ein sehr zartes Huhn in einer würzigen Sauce! Hat uns ausgesprochen gut geschmeckt, auch unserem heiklen Herrn Junior, der sich sogar sämtliche Reste für den nächsten Tag einpacken ließ. 
Der Reis mit den Trockenfrüchten bringt die süßliche Komponente, die es braucht, finde ich. Ohne die Trockenfrüchte im Reis würde ich die Tomatensauce mit ein wenig Zucker abschmecken. 




Mit dem Gericht schicke ich auch gute und aufmunternde Gedanken über den großen Teich zu den vernünftigeren Menschen!


Schon einmal habe ich bei einem USA-Blogevent mitgemacht, mit einem Southern Cornbread, also einem Maisbrot, wie es in den Südstaaten der USA üblich ist. Von dort kommen auch die süßen Peanut Butter Skilled Cookies von Gabi, die man sich seeehr schokoladig gestalten kann. Als Nachspeise nach dem Country Captain gab es bei uns zum Vanilleeis die "Schokoschock-Brookies", also Brownies plus Cookies obenauf von Zorra. 

Durch ihre Inhaltsstoffe soll dunkle hochwertige Schokolade ja dazu beitragen können, dass man sich glücklich und zufrieden fühlt, oder? 💗

Danke an Gabi fürs Organisieren des Blogevents, liebe Grüße aus Wien!




12 Kommentare:

  1. Liebe Friederike, vom Rezept „Country Captain“ hatte ich noch nie gehört. Es gibt aber einen großen Wikipedia-Artikel über dieses Hühnergericht. Dort wird betont, dass der Koch Mamrej Khan dieses Gericht als eines der ersten Fusionsgerichte der anglo-indischen Küche bezeichnete, es ist eine Art „Curry-Chicken“. Bei deiner Beschreibung hat mir sehr gut gefallen, dass dein „heikler Herr Junior“ das Huhn mochte. Nicht nur das spricht für das Gericht. Viele Grüße, Regina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na schau, das 1. Fusionsgericht, das ist mir neu, danke dir für die Info, liebe Regina!
      Wenn mein Sohn hin und wieder zum Essen kommt, schaue ich natürlich, dass es ihm auch schmecken soll! Für ihn gab es übrigens Reis ohne Trockenfrüchte... ;-))
      lg

      Löschen
  2. LIebe Friederike, ich kann gut verstehen, dass dich das Thema zunächst ratlos gemacht hat. Es tut mir weh, wie sich die USA verändern und ich bin froh, dass wir im vergangenen Jahr noch dort gewesen sind. Ob wir jemals wieder hinreisen werden, ist fraglich.
    Auch wenn im Süden der amtierende Präsident die meisten Stimmen abgeräumt hat, gibt es hier die unserer Meinung nach interessantere Küche - was ausgerechnet mit den ehemaligen Sklaven und den Einwanderern aus dem noch tieferen Süden zu tun hat. Das Rezept geht ungefähr in diese Richtung, obgleich es angeblich vom Kapitän aus Indien mitgebracht wurde. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass es uns auch gut schmeckt. Und der Reis mit den Trockenfrüchten passt garantiert gut dazu (wobei ich durchaus auch Reis mit Rosinen mag - und da spielt sogar Herr Rostrose mit, der Rosinen sonst eher verweigert).
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2025/03/februar-marz-impressionen-fortsetzung.html

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe an euch gedacht, liebe Traude, und dass ihr zum Glück voriges Jahr noch ausgiebig in den USA wart!
      danke dir und lg

      Löschen
  3. Spannend! Das klingt echt gut und ich habe noch nie davon gehört. Jedenfalls ein sehr schöner Name. Und ja: In Zeiten wie diesen tu ich mir auch schwer, bei dem Blogevent mitzumachen. Allerdings ändert das ja genau gar nix an den Realitäten, wenn man nicht dabei ist.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das habe ich mir auch gedacht und auch die "kulinarische Weltreise" behandelt oft problematische Staaten. Mit einem Blogevent unterstütze ich diese nicht automatisch!! Und man kann kritische Meinungen anbringen und sozusagen gute Gedanken/Energien dorthin schicken...
      Das Gericht lohnt sich zu kochen, danke dir und lg

      Löschen
  4. Du sprichst mir aus der Seele, liebe Friederike - traurig, was sich in den USA aktuell abspielt... Da können wir nur hoffen, dass Volk und Justiz dem ganzen Fascho-Spuk einen Riegel vorschieben und so lange trösten wir uns mit leckerem Essen wie dem "Country Captain Chicken". Sieht grandios aus! Grüße zurück nach Wien (wo ich hoffentlich auch im Juni wieder bin, unser Sohn wohnt in Laxenburg)...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. genau, Trost im Essen finden und hoffen, dass der Spuk irgendwann vorbei geht... lg

      Löschen
  5. Ja liebe Friederike, es ist schrecklich was da alles passiert. Ich mag auch gar nicht mehr in die USA reisen. Bin mal gespannt ob meine Freundin im Mai sich traut auszureisen um ihre Familie in Tschechien zu besuchen und uns hier in Deutschland. Letztes Mal hatte sie schon Schwierigkeiten wieder einzureisen in der Trumpschen Regierung, das ist echt schlimm ! Aber Dein Chicken Country sieht megalecker aus. Danke für das Rezept.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Alles Gute für deine Freundin, ich kann mir vorstellen, dass sie kein Risiko eingehen würde. Liebe Grüße an euch alle

      Löschen
  6. Ich war noch nie in den USA, seufz. Und so wie's aussieht, wird das wohl auch nix mehr, es sei denn, es passiert ein großer Umschwung.
    Das Gericht liest sich superlecker, schaut sehr gut aus auf dem Foto, und ich kann mir vorstellen, dass es gerade in den Südstaaten die beste Küche gibt, wegen der Einflüsse, die auch Traude oben beschreibt. Davon liest und hört man ja immer... und klar, in den Seehäfen gab's wohl auch immer die feinsten Gewürze.
    Liebe Grüße, Maren

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Gericht geht auch veggie - mit viel mehr Gewürzen als meines (Altanta style) und mit Melanzani / Auberginen statt Huhn. Das probier ich demnächst... lg

      Löschen