Sonntag, 13. März 2022

Altösterreich und Lemberger Rouladen mit dem ersten Bärlauch

 

Karte von Europa von 1914 vor dem 1. Weltkrieg

Der rote Pfeil zeigt auf Lemberg. Die Stadt heißt heute Lwiw und liegt in der Ukraine - im Westteil nahe zur polnischen Grenze und damit zur EU. Ganz in der Nähe wird nun auch gekämpft und bombardiert, der schreckliche und unnötige Krieg kommt näher. 


In der Monarchie gehörte Lemberg 150 Jahre lang zu Österreich. Mein Großvater Willi wurde 1901 dort geboren, er ist der kleine Bub vorne links. Die Familie ging zurück nach Österreich, als der 1. Weltkrieg begann. Auch dieser Krieg war wie jeder andere schrecklich und unnötig. 

Ich schaffte es leider nie nach Lemberg. Konkrete Pläne für ein Reise in die Ukraine, gemeinsam mit einer russisch sprechenden Freundin, scheiterten zuletzt an... nein, nicht am Krieg, sondern an der Pandemie...


Einige Foodblogger*innen posten heute ukrainische Speisen, um ihre Solidarität auszudrücken, wie ich bei Zorra gelesen habe. Ich bin nicht bei der Blogaktion dabei, aber habe letztens das Kochbuch von Adi Bittermann mit Rezepten aus den ehemaligen österreichischen Kronländern der Monarchie ausgegraben und die köstlichen Rindsrouladen aus Lemberg gefunden. 



altösterreichische Lemberger Rindsrouladen mit Bärlauch und Polenta
(für 4 Personen)

4 Rindsschnitzel
Salz, Pfeffer
1 Zwiebel
1 Karotte
2 Knoblauchzehen
Suppe zum Aufgießen

Fülle:
4 - 8 Scheiben Schinkenspeck je nach Größe
1 EL weiche Butter
ca. 3 - 4 EL Semmelbrösel
125 ml Creme fraiche
1 Handvoll frischer Bärlauch, klein geschnitten, ersatzweise zB. Petersilie
etwas gemahlener Piment (früher hieß es "Neugewürz")
Salz, Pfeffer

Für die Fülle die weiche Butter mit einer Gabel gut mit den Semmelbröseln vermischen. Die restlichen Zutaten beifügen und zu einer streichfähigen Masse verrühren. Abschmecken. 

Die Rindsschnitzel ggf. plattieren, mit Salz und Pfeffer würzen. Mit der Fülle bestreichen und mit 1-2 Scheiben Speck schön belegen. Das Fleisch einrollen und mit einem Spieß oder Bindfaden fixieren. Die Rouladen in Mehl wälzen. 

In einem Bräter werden nun die Rouladen in etwas Öl rundherum angebraten. Herausnehmen und die kleingeschnittene Zwiebel und Karotte anschwitzen. Mit Suppe aufgießen, die Rouladen einlegen und etwa 1 Stunde zugedeckt bei sanfter Hitze garen. Dabei die Flüssigkeit kontrollieren und dass sich die Rouladen nicht anlegen. Es macht nichts, wenn Fülle in die Sauce ausläuft, sie trägt zur Bindung und Geschmack bei. 

Zum Schluss wird nur mehr die Sauce abgeschmeckt und die Rouladen (ohne Spieß oder Bindfaden) angerichtet. Wir hatten eine cremige Polenta, wiederum mit fein geschnittenem Bärlauch, als Beilage. Epü, also Kartoffelpüree würde auch dazu passen. 


der erste heurige Bärlauch
links die Fülle für die Rouladen

Empfehlung für diese Variante der Rindsrouladen, sie haben uns außerordentlich gut geschmeckt!


Lassen wir uns von den schlechten Nachrichten vom Krieg in der Ukraine bzw. von diversen Konfliktpunkten auf der Erde nicht runterziehen, damit helfen wir niemandem! Wir sollten stark bleiben und lieber den armen Betroffenen helfen, jede*r nach den eigenen Möglichkeiten!  


 

15 Kommentare:

  1. Das Posten von ukrainischen Rezepten ist eine gute Idee in diesen unnötigen Kriegszeiten. Rouladen mit Bärlauch und Polenta habe ich auch noch nie kombiniert. Klingt aber lecker.
    Und bei euch wächst schon der Bärlauch? Ist der nicht ein bisschen früh dran?
    LG
    Sabiene

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    1. Der Bärlauch beginnt bei uns meist im März zu wachsen, er ist heuer also "normal" dran, obwohl es in letzter Zeit sehr kalt war.
      lg

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  2. Na schau an! Da muss ich nicht lange überlegen, was ich mit dem ersten Bärlauch anstellen werde. Danke für dieses Rezept.

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    1. gerne, ich mach es bald wieder! Berichte doch, wie es euch geschmeckt hat...

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    2. Mir fällt noch ein, dass ein bissl Weißwein zum Ablöschen gut wäre, und VIEL Bärlauch in die Fülle

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  3. Hallo Friederike,
    Bärlauch spitzt bei uns auch schon raus. Die Aktion mit den ukrainischen Rezepten finde ich gut, allerdings fehlte mir die Zeit. Dein Rezept gefällt mir gut.
    Von Lemberg habe ich Anfang 1991 das erste Mal gehört und es dauerte etwas, bis ich Lwow, Lviv, Galizien und das alles historisch zusammenbrachte. Anlass war, dass ich dort mit dem Zug von Peking nach Prag fahrend Aufenthalt hatte. Man sah beim Einfahren (nachts) schon, wie prachtvoll diese Stadt war. Seit Jahren spechte ich nach Ideen, wie ich da am besten länger hin komme, und dieses Jahr hatte ich meinen Mann so weit, dass er mitgekommen wäre. Die Kaffeehäuser und die Ähnlichkeiten zu Wien haben uns interessiert, und ein Billigflieger hatte einen Direktflug im Programm. Tja, wieder ein Beispiel dafür, dass man im Leben nichts planen kann und dass das überhaupt nicht wichtig ist im Vergleich dazu, wie es den Menschen dort gerade geht. Mit einigen bin ich in Kontakt, direkt oder über gemeinsame Bekannte; teils sind sie geflohen, teils bleiben sie.
    Ich hoffe, sie zerbomben die Stadt nicht - sie soll wirklich sehr schön sein. Und jetzt kenne ich endlich jemanden, der familiäre Beziehungen dahin hat.
    Dein letzter Absatz gefällt mir sehr gut; Du bringst es auf den Punkt. Die Ohnmacht, wenig tun zu können, zieht runter. Helfen baut wieder auf. Wie immer.
    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. wie heißt es so schön, der Mensch plant und das Schicksal lacht... wenn es so einfach wäre, Pläne und Wünsche NICHT für später aufzuheben...
      lg

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  4. Vielleicht schaffst du es ja irgendwann doch noch nach Lemberg. Das wäre schön. Danke auch für das Rezept, leider gibt es hier keinen Bärlauch. Da muss ich mir wohl etwas einfallen lassen...

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    1. Jetzt erst, wo Krieg herrscht, lese ich, wie interessant die gesamte Ukraine für eine Reise wäre.
      Statt Bärlauch kann ich mir Petersilie und Schnittlauch mit ein bisschen Knoblauch gut vorstellen.

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  5. Das klingt wirklich sehr lecker liebe Friederike, ich werde das nachkochen! Ich habe auch jetzt erst gesehen wie schön dort manche Städte sind wie Odessa oder eben auch Lemberg..hoffentlich bleiben wenigstens diese Städte verschont und die Menschen dazu!

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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  6. Liebe Friederike,
    die Idee der FoodbloggerInnen gefällt mir - und die Roulade klingt auch köstlich. Es ist wirlich schade, dass du und deine Freundin es wegender Pandemie nicht in die Ukraine geschafft habt - und diese Reise jetzt wohl für lange Zeit nicht machbar sein wird. Edi und ich hätten geplant gehabt, ab da, wo für mich der Seniorenpreis fürs Interrailticket gilt (also ab heuer) mit dem Zug osteuropäische Länder abzuklappern, weil die 1) nicht touristisch überlaufen und 2) laut der Tochter einer Freundin extrem sehenswert sind. Nun herrscht dort entweder Krieg oder es ist nahe dran oder die Länder haben genug mit Ukraine-Flüchtlingen zu tun - das sind alles keine guten Voraussetzungen für eine Reise dorthin. Ich bin froh, dass wir mit dem allgemeinen Reisen nicht auf unsere Pension gewartet haben, dann hätten wir jetzt nämlich den großen Frust...
    Aber auch wir versuchen uns nicht allzu sehr runterziehen zu lassen. Wir spenden, wir unterschreiben Petitionen, wir hoffen, dass dieser furchtbare Spuk bald vorbei ist ... und wir versuchen unser Leben so intensiv wie möglich zu genießen. Man weiß nie, wie lange es so gut geht!
    Alles Liebe und schönes Wochenende,
    Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2022/03/zeit-fur-einen-ruckblick-auf-den.html

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    1. Ich glaube auch, dass in Osteuropa einiges Interessantes zu entdecken wäre, nur besser nicht heuer :-(((

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  7. Die Rouladen werde ich nachkochen! Bärlauch haben wir zur Zeit ja mehr als genug.
    Frühe Sonntagsgrüße von Andrea

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    1. schön, das freut mich und ja, endlich sprießt der Bärlauch und knofelt auch schon!

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