Dieses Kochbuch musste ich einfach haben!
(unbezahlte Werbung, ich habe es selbst gekauft)
Es handelt davon, wie sich indigene Völker in Amerika vor der "Entdeckung" durch den weißen Mann ernährt haben. Welche Lebensmittel haben sie gegessen und haltbar gemacht, welche Tiere gejagt, wie gelebt? Welche Speisen können mit heutigen Zutaten, nicht nur in den USA, sondern auch bei uns nachgekocht werden?
Die einzelnen Kapitel behandeln die indigene Vorratskammer, Feld und Garten, Prärien und Seen, Süßes aus der Natur und zum Schluss gibt es Rezepte von indigenen Partner*innen und für Mondfeiern (Menüs für Festessen).
Der Autor Sean Sherman ist ein erfolgreicher Koch und Küchenchef in Minneapolis, USA, und hat nach einer persönlichen Krise begonnen, sich mit seinen indigenen kulinarischen Wurzeln zu beschäftigen. Er stammt vom Volk der Lakota ab und wuchs im Pine Ridge Reservat im Norden der USA auf (die Lakota gehören zur Sioux Sprachfamilie). Siehe auch den Lesetipp ganz unten.
Der, wie ich finde, geniale Buchtitel "Sioux Chef" bezeichnet sowohl die indigenen Sioux, als auch den Sous-Chef in der Restaurantküche.
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Vorwort vom Autor |
Die Rezepte in dem Kochbuch enthalten keine Milchprodukte, Weizen, Rind- und Schweinefleisch, weißer Zucker etc., da diese erst von europäischen Siedlern nach Nordamerika gebracht bzw. verwendet wurden. Anders als bei Paläo-Rezepten sind alle Lebensmittel "erlaubt", die die Menschen eben damals in Amerika verzehrt haben, auch Hülsenfrüchte und Getreide.
Es gibt Rezepte für Büffelfleisch, Geflügel, Kaninchen und Fische. Sehr viel Pflanzliches, wie Wildreis, Mais, Bohnen, Kürbisse (die "drei Schwestern"), Süßkartoffeln, Beeren, Pilze, Nüsse, Wildkräuter etc. An Gewürzen kommt Räuchersalz, Wacholder und Sumach häufig vor. Besonders interessant finde ich die verschiedenen Mehlsorten, neben Maismehl für Küchlein auch gemahlene Kastanien, Eicheln, Wildreis oder Gemüse, das zuvor gedörrt wurde. Kürbis zu dörren und zu Mehl zu mahlen, davon habe ich hier zum ersten Mal gelesen, das muss ich ausprobieren.
Das Buch bietet oft Alternativen für spezielle Zutaten an und für mich ist auch interessant zu überlegen, was durch regionale Lebensmittel aus Feld und Wald ersetzt werden kann.
Zum Beispiel könnte man statt dem importierten Ahornsirup heimischen Honig verwenden - warum nicht auch Fichtenhonig ("Wipferlhonig"), auch wenn er mit weißem Zucker gemacht ist. Statt Bohnen mit einem Zedernzweig zu kochen, nimmt man Fichte und Tanne. Statt Bisonfleisch ist Weiderind die beste Alternative, und mittlerweile gibt es auch bei uns Bisonzüchter. Dinkelreis statt importiertem Wildreis, heimische Beeren, Nüsse, Kerne usw...
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Ich bin so begeistert von den kreativen Möglichkeiten, die sich auftun, und werde dranbleiben.
Auf meiner to cook-Liste steht zum Beispiel:
in Apfelsaft geschmorter Truthahn, Maiskuchen mit div. Toppings, Wojape Beeren-Minzsauce, mit Nadelbaumzweig geschmorte Bohnen, weitere "drei Schwestern" Gerichte und auch einmal geschmortes Bisonfleisch.
Als erstes habe ich Kekse mit interessanten Zutaten gebacken, bevor das Weihnachtskeks-Backen losgeht, aber sie eignen sich auch dafür...
dunkle Herbstkeks mit Sonnenblumenbutter
nach Sean Sherman
Zutaten für ca. 20 Kekse bzw. 1 Blech:
Sonnenblumenbutter - Sunny Butter:
135 g Sonnenblumenkerne, ungesalzen und trocken geröstet
1/2 TL Räuchersalz
170 g Honig (ich) oder 160 g Ahornsirup
Keks:
65 g Sonnenblumenbutter von oben, bei Bedarf ein bisschen mehr
50 g Mehl *)
75 g feiner Maisgrieß
1 Prise Salz
2 - 3 EL Honig
3 EL Sonnenblumenöl
einen Schluck Wasser nach Bedarf
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insgesamt 40 g getrocknete Cranberries, gehackte Nüsse und Sonnenblumenkerne
*) Mögliche Mehlsorten laut Originalrezept sind Kastanienmehl oder Mehl aus fein gemahlenem Wildreis, Eichelschrot, gedörrtem Kürbis, Nüssen. Ich habe Kastanien- plus Einkornmehl gemischt.
Zubereitung:
Für die Sonnenblumenbutter (Foto) werden alle Zutaten zu einer möglichst cremigen Masse gemixt.
Achtung, die Herstellung ist eine sehr klebrige Angelegenheit und könnte schwache Küchengeräte an ihre Grenzen bringen... Ich habe die Kerne vorher in der Kaffeemühle gemahlen und dann erst die rel. große Menge Honig und das Salz eingearbeitet. Trotzdem ist mir keine butterähnliche Masse gelungen, aber das macht auch nichts.
Für die Kekse wird ein eher fester Teig aus allen Zutaten (bis ----) geknetet, am besten mit der Hand, denn er ist ziemlich bröselig. Den Teig rasten lassen, damit der Grieß quellen kann. Jeweils die Hälfte der gehackten Cranberries, Nüsse und Kerne einarbeiten, ich habe aber gleich alles in den Teig gemischt.
Nun formt man mit nassen Händen kleine Kugeln mit ungefähr 2 cm Durchmesser und drückt sie ein bisschen platt. Die Kekse auf ein Backblech + Papier setzen und je nach Belieben mit (weiteren) Cranberries, Nüssen, Kernen belegen oder nicht (ich).
Im Backrohr bei 180°C rund 10 - 12 Minuten backen. Die Keks nicht zu lange backen, nur bis die Ränder beginnen braun zu werden.
Auf dem Backblech auskühlen und damit fest werden lassen! Sie können noch lauwarm oder abgekühlt genossen werden, zum Beispiel auch mit einem Beerensorbet wie im kreativen Buch.
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oben vor dem Backen, unten nachher |
sehr geschmackvoll!!
Unsere 20 Kekse waren im Nu verputzt, sie sind definitiv den klebrigen Aufwand mit der Sonnenblumenbutter wert! Die (ungesalzenen) Kerne hätte ich vor dem Mixen anrösten sollen, darauf habe ich zwar vergessen, aber der Geschmack und Duft beim Keksbacken waren trotzdem köstlich!
Auch das Kastanienmehl trägt das ihre zum besonderen Geschmack der Kekse bei.
Tipp: gleich portionsweise die doppelte Menge "Butter" bzw. Kerne-Mus hergestellen, denn im Kühlschrank hält es sich in einem Glas rund einen Monat. Das Räuchersalz gibt dem Ganzen einen geschmacklichen Kick.
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Im Pine Ridge Reservat der Lakota in South Dakota in den USA, wo der Kochbuchautor aufgewachsen ist, spielt auch der folgende...
Roman - Lesetipp
(unbezahlte Werbung, ich habe es selbst gekauft):
Katja Etzkorn: Pine Ridge statt Pina Colada, TraumFaenger Verlag.
Der Inhalt kurz gesagt: Die deutsche (fiktive) Ärztin Sannah aus Hamburg reist im Auftrag einer Spendenorganisation ins Pine Ridge Reservat und lernt den Pferdezüchter Josh White Cloud kennen.
Der unglücklich gewählte, triviale Titel des Romans verschleiert, dass er neben Herz-Schmerz auch ernste Themen, wie die heutigen schlechten Lebensumstände und Probleme in einem Reservat behandelt. Man erfährt einiges über die Geschichte und Kultur der Lakota, über die unendliche Graslandschaft der Prairie, über Büffel, Pferde, Westernreiten. Dargestellt wird auch das "Horsemanship" Projekt der Gesellschaft für bedrohte Völker, das vor allem Kindern eine Perspektive bieten soll.
(Vielleicht wäre das eine Idee für eine weihnachtliche Spende? Ich habe es bereits getan als Weihnachtsgeschenk-Ersatz.)
Dass in einem der reichsten Länder der westlichen Welt die ursprüngliche indigene Bevölkerung heute noch unter teils prekären Bedingungen und Diskriminierungen leben muss, finde ich so unbegreiflich wie erschütternd. Es bestehen in den USA rund 300 Reservate, in die die Indigenen im 19. Jahrhundert gezwungen und ihrer Kultur, Sprache und auch Kinder (die in Internate geschickt wurden) etc. beraubt wurden.Die Sommer in Pine Ridge sind heiß, die Winter lang und bitterkalt, nicht alle können sich adäquate Unterkünfte, Heizung und Strom leisten. Denn die Arbeitslosenquote liegt im Reservat bei rund 80 %, die Lebenserwartung ist unter der der meisten afrikanischen Länder. Alkoholismus und Gewalt sind ein Problem und die Selbstmordrate bei der jungen Bevölkerung ist 4x höher als in der restlichen USA (weitere Infos). Sie haben wenig Perspektiven, nur wenige schaffen es "heraus". Im Krankheitsfall werden sie zum Beispiel nicht in öffentlichen Krankenhäusern behandelt, sondern in eigenen (finanziell schlechter gestellten) Einrichtungen des Indian Health Service. Die Liste der Diskriminierungen ließe sich fortsetzen.
Ich finde es wichtig zu wissen, dass es auch diese andere Seite der USA gibt.
Trotzdem ist der Roman mit den lebendigen und teils witzigen Dialogen flüssig und schön zu lesen. Er ist Belletristik und vorhersehbar, eignet sich aber perfekt zur abendlichen Lese-Entspannung nach einem anstrengenden Tag. Ich habe das Buch sehr gern und mehrfach gelesen, bin auch Infos im Netz nachgegangen, weil mich die ernste Thematik sehr beschäftigt hat und ich noch "dort bleiben" wollte...
Geht euch das beim Lesen auch oft so?
Das 2. Buch der deutschen Autorin handelt übrigens vom indigenen Volk der Tlingit in Alaska (die für die beeindruckenden hölzernen Totempfähle berühmt sind). Beide Romane entführen in eine (mir) unbekannte Welt, sind lesenswert und auch gut recherchiert, finde ich. Empfehlung, auch vielleicht für ein Weihnachtsgeschenk...
Empfehlung genauso für das wunderschöne und kreative Kochbuch von Sean Sherman, es liegt mir bereits sehr am Herzen. Kennt ihr die Bücher?