Die kulinarische Weltreise, immer bestens organisiert von Volker (danke!) macht im Februar in Äthiopien Halt. Das riesige afrikanische Land mit seinen vielfältigen Landschaften, Jahrtausende alter Kultur und Geschichte hätten mich interessiert, aber ich war nie dort. Ich hatte immer gezögert und irgendwie passte es nie, in dieses arme Land zu reisen, obwohl ich eine Einladung von Nata hatte.
Blick in mein altes Fotoalbum, Nata und sein 1. Schnee |
In Erinnerung an diesen warmherzigen und immer freundlichen Menschen koche ich nun meine Version des typischen äthiopischen Gerichts Doro Wot, das ich mir in den Weiten des www zusammengesucht habe.
Man braucht dazu die (scharfe) Gewürzmischung Berbere und die Gewürzbutter Niter Kibbeh - wie die gut duftet! Beide werden als erstes bzw. im Vorhinein hergestellt. Der Hühnertopf selbst benötigt viel Zeit zum Schmoren, aber man muss nicht ständig dabei stehen. 😉
Berbere Gewürzmischung
Quelle
50 g mittelscharfe getrocknete Chilischoten oder 1/2 - 1 TL Chiliflocken (ich)
1/2 TL Schwarzkümmel
5 Gewürznelken
1/2 TL Ajowan Königskümmel
1/2 TL Korianderkörner
1 TL Knoblauchpulver
1 TL gemahlener Ingwer
1 TL gemahlener Kardamom
1 TL Zimtpulver
1 TL Paprikapulver oder mehr (ich)
etwas Salz
schwarzer Pfeffer
Wer es weniger scharf mag, reduziert Chili, Ajowan, Schwarzkümmel und verwendet ein edelsüßes Paprikapulver 😏
Zutaten:
1 kl. Zwiebel
2 - 3 Knoblauchzehen
ca. 2 cm Ingwer
250 g Butter
4 Kardamomkapseln oder ersatzweise gemahlenen Kardamom
1 TL Kreuzkümmelsamen
1 TL Zimtblüten
1 TL Korianderkörner
1 TL schwarze Pfefferkörner
1 - 2 Lorbeerblätter
1 Zimtstange
Die Zwiebel, die Knoblauchzehen und den Ingwer schälen und klein schneiden.
Die Butter mit allen Zutaten in einem kleinen Topf bei sehr geringer Hitze mindestens 20 Minuten leicht köcheln, aber nicht bräunen lassen. Dabei hin und wieder umrühren und den Duft genießen.
Ein Sieb mit Küchenrolle auslegen und die Butter in eine Schüssel oder ein Glas abseihen.
Auch hier gilt, wenn nicht alle Zutaten vorhanden sind, macht es nichts...
Tipp: Am Vortag zubereiten, dass die Butter aushärten kann. Für den Hühnerschmortopf wird nur ein kleiner Teil zum Abschmecken benötigt, die geklärte Butter ist in einem Glas im Kühlschrank aber länger haltbar und vielseitig verwendbar.
Zutaten und Zubereitung:
1 ganzes bio Huhn oder zB. 8 Hühner-Unterkeulen (ich)
1 Limette, Saft
ca. 2 cm Ingwer
2 - 3 Knoblauchzehen
Salz
3 - 4 große rote Zwiebeln, ca. 600 g
reichlich Olivenöl
2 - 3 EL Berbere Gewürzmischung (die gesamte Menge von oben)
1 Dose stückige Tomaten
Salz
etwas Paprikapulver
Wasser oder Suppe zum oftmaligen Aufgießen
ca. 2 EL Niter Kibbeh Gewürzbutter zum Abschmecken
4 hart gekochte, geschälte Eier oder mehr nach Belieben
Das ganze Huhn in Stücke teilen und die Haut entfernen.
Ingwer und Knoblauch schälen und fein schneiden oder reiben.
Die Hühnerteile salzen, Limettensaft, Ingwer und Knoblauch einreiben und ziehen lassen. Oft werden die Hühnerteile nun mit reichlich Wasser "gespült", aber das habe ich nicht gemacht, um nicht die Marinade abzuwaschen.
Die Zwiebeln in grobe Stücke schneiden und relativ feinstückig cuttern (aber kein Mus), alternativ mit einem Messer ganz fein schneiden.
Nun beginnt das (Stunden-) lange Schmoren in einem großen Topf auf dem Herd bei nicht allzu großer Hitze:
- Die ziemlich große Zwiebelmasse kommt in den Topf - ohne Zutaten, eventuell mit einem Schluck Wasser, und wird ca. eine halbe Stunde im eigenen Saft geschmort, mit Deckel drauf und gelegentlichem Umrühren.
- Wenn die Zwiebeln beginnen, sich am Topfboden anzulegen, wird reichlich Öl darüber gegossen. Gleich mit Berbere, Paprikapulver und Salz würzen und ein wenig Wasser angießen.
Eine weitere halbe Stunde schmoren, immer wieder umrühren und bei Bedarf Wasser oder Suppe dazu leeren. - Jetzt erst werden die Hühnerteile samt Reste der Marinade unter die Zwiebelmasse gemischt und ebenso die Tomaten. Mindestens 1 Stunde oder mehr weiterschmoren, bis das Huhn gar ist, dabei wieder gelegentlich umrühren und die Flüssigkeit kontrollieren.
- Zum Schluss, also nach insgesamt mehr als 2 Stunden, wird mit der Gewürzbutter und eventuell Salz abgeschmeckt.
Die Eier vorsichtig unterheben, um sie nicht zu beschädigen.
Das Gericht sollte jetzt noch ein Weilchen durchziehen und ein bisschen abkühlen und kann dann angerichtet werden - pro Person zwei Hühnerteile und ein Ei, und es ist relativ viel Sauce vorhanden.
Typischerweise isst man Injera dazu bzw. benutzt man Stücke davon sozusagen als Löffel beim Essen mit der Hand. Doch haben mir diese gesäuerten Fladen mit Teffmehl noch nie geschmeckt, daher hatten wir Reis als Beilage. Baguette zum Auftunken der Sauce ist zwar nicht "original", aber auch nicht verkehrt und ein Klecks Frischkäse oder Creme fraiche passt auch.
Hier kamen die Hühnerteile und die Tomaten in den Topf, gut umrühren, weiterschmoren und immer wieder kosten! |
Beim Kochen mit Berbere denke ich beim Kosten oft, meine Güte, das ist so scharf, das kann man nicht essen.... ABER bei der langen Kochzeit "verfliegt" bzw. verkocht sich die arge Schärfe. Übrig bleibt ein harmonisches und schön scharfes Essen mit Wohlfühlfaktor! Die gekochten Eier fand ich erst ein wenig ungewöhnlich in einem Schmorgericht, passen aber wirklich gut dazu. Es hat uns insgesamt sehr gut geschmeckt und wird es wieder geben!
In diesem Sinne, kocht es nach und lasst es euch auch schmecken. 😋
Links der anderen "Mitreisenden"
Hallo liebe Friederike,
AntwortenLöscheneine wunderbares Rezept! Ich werde es unbedingt probieren oder besser nachmachen :). Berbere GWM lieben wir sehr. Ich mache sie von Zeit zu Zeit für Huhn und Lamm und jetzt für dieses Rezept mit Eiern toll.
GLG Grüße
Ingrid
das freut mich, wenn dir mein Rezept gefällt :-))
Löschenlg
Ein echtes "labour of love!", schmeckt bestimmt wunderbar.
AntwortenLöschendanke :-)) ja, es schmeckt wunderbar und angenehm scharf, auch aufgewärmt am nächsten Tag...
LöschenEine schöne und zugleich auch traurige Erinnerung an deinen Freund Nata ... Möge es ihm gut gehen.
AntwortenLöschenAlles Liebe!
... und es hätte ihm sicher geschmeckt, lg
LöschenEs klingt sehr schön, wie du über Nata schreibst. Hoffentlich geht es ihm gut.
AntwortenLöschenDu erinnerst mich gerade, dass da noch Ajowan in den Untiefen des Gewürzschranks auffindbar sein sollte. Ich gehe auf die Suche.
ach, ich könnte meine Untiefen im Gewürzkastl auch wieder einmal sortieren ;-))
LöschenEine wunderbare Art an einen guten Freund zu denken. Hoffentlich geht es ihm gut.
AntwortenLöschenGruß Anette
es ist immer schlimm, wenn wo Krieg herrscht...
LöschenWie schön, dass du dein Rezept mit solchen positiven Erinnerungen verbinden kannst, möge Nata glücklich und zufrieden leben. Dein Doro Wot gefällt mir ungemein gut und kommt gleich auf die Nachkochliste! Das ist genau die Vorgehensweise, die ich in einigen Videos gesehen habe. Danke :-)
AntwortenLöschengenau, ich habe auch einige Videos geschaut, das Zwiebel-Vorgaren ohne etwas dürfte typisch äthiopisch sein...
LöschenGanz genau, das ist mir immer wieder aufgefallen.
LöschenDas klingt sehr gut, liebe Friederike!
AntwortenLöschenBekannte von Gitty und Peter stammen auch aus Äthiopien, die kennen dieses Gericht bestimmt. Ich finde es faszinierend, wie aufwendig Gerichte aus Afrika, Asien / dem arabischen Raum oft sind und wie lange sie vor sich hin köcheln, aber normalerweise lohnt sich das. Ich könnte mir vorstellen, die von dir vorgestellte Speise lässt sich auch im Römertopf zubereiten (?) Edi würde bestimmt Gefallen daran finden, er mag sowieso alles, was scharf ist - für mich selbst müsste ich die reduzierte Chilimenge nehmen...
Ich hoffe, deinem Bekannten geht es gut und er konnte in eine andere, nicht umkämpfte Region gehen...
Hab ein wunderschönes Wochenende - alle Liebe,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2022/02/italien-reisebericht-relax-tag.html
PS: Ja, wir waren auch ein bisserl enttäuscht über die geringe Größe der Dali-Freud-Ausstellung - aber sie war durchaus interessant gestaltet. Warst du inzwischen dort?
An Römertopf hätte ich ursprünglich nicht gedacht, aber eigentlich müsste es schon funktionieren!
LöschenIn die Ausstellung habe ich es leider noch nicht geschafft...
Danke für den lieben Kommentar bei mir!
LöschenZum dicken, frechen Kater - ich bevorzuge auch immer die schüchternen Tiere, die nicht drängeln und allen alles wegzufressen versuchen :-)
Das klingt nach einem wunderbar aromatischen Gericht. Die Gewürzmischung werde ich mir definitiv mal noch genauer anschauen.
AntwortenLöschenich mag Berbere inzwischen sehr gern und wenn man es selbst macht, kann man gut die Schärfe regulieren...
LöschenWas für ein tolles, aber doch recht aufwendiges Gericht. Da kann man sich den Duft vorstellen, der bei der Zubereitung entsteht. Wir haben in Afrika auch immer sehr viel probiert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Arti
wenn die Zutaten einmal im Topf sind, kann man sich zurücklehnen ;-)) die schmoren dann von selbst...
LöschenEin wunderbares Gericht. Ich kann mir fast vorstellen, wie fein das geduftet hat.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Simone
Interessant finde ich, wie aromenstark die äthiopische Küche ist, dass so viele Gewürze verwendet werden...
LöschenHallo Frederike,
AntwortenLöschendein Doro Wot sieht auch super aus. Und die Eier wirkten auf uns auch erst überraschend, konnten am Ende dann aber auch überzeugen.
Sie haben auch eine schöne neutralisierende Wirkung auf die Schärfe.
Gruß Volker
ja, das stimmt, die Eier mildern es etwas ab ;-))
LöschenLiebe Friederike,
AntwortenLöschenein herrliches Schmorgericht! Die Eier dazu finde ich wirklich interessant. Solch ungewöhnliche Kombinationen sind ja meistens überraschend gut😋.
Liebe Grüße
Tina
ja, man darf sich über ungewöhnliche Kombinationen ruhig drüber trauen!!
LöschenDas sieht sehr lecker aus. Berbere war für uns auch eine "Offenbarung".
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Britta
Ein feines Essen mit einer feinen Geschichte. Und die Möglichkeiten mit der Zusammensetzung der Berbere herumzuspielen, lohnt natürlich auch.
AntwortenLöschenich mische Gewürzmischungen immer gern selbst, auch zB. für Lebkuchen...
LöschenIch hatte beim Äthiopier im Vorfeld schon ein Doro Wot und war hin und weg vom Geschmack der Eier. Das ist so ein tolles Gericht =)
AntwortenLöschengenau, und die Eier sind das Tüpfelchen auf dem i, die gehören unbedingt dazu :-))
LöschenAllein das Lesen war schon eine Weltreise. Ich hoffe, eurem Freund geht es gut.
AntwortenLöschenhello
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