Vorfreude |
Von der guten alten Stosuppe ist die Rede bzw. Rahmsuppe oder saure Suppe...
Das Wort sto kommt vom mittelhochdeutschen stouwen und bedeutet in etwa stocken, also eine gestockte Suppe. Jede Familie oder jede Region hat ihr Rezept und ihre Bezeichnung für diese Suppe, die es früher in kargen Zeiten täglich gab. Milch bzw. Sauermilch war auf den Bauernhöfen immer vorhanden, Erdäpfel und Brot auch. Heute gibt es die Stosuppe nur mehr selten, was sie aber nicht verdient hat!
Sie besteht aus Milch oder Wasser und einem säuerlichen Milchprodukt, wie Sauerrahm, Sauer- oder Buttermilch. Gewürzt wird puristisch mit Kümmel, Salz und Pfeffer. Dazu kann man (mit-) gekochte Kartoffeln oder einen Erdäpfelschmarrn essen, aber meist gibt es gutes Bauernbrot dazu bzw. werden oder wurden die Brotstücke eingebröckelt. *)
*) "Einbröckeln" finde ich ein schönes altes Wort und es war früher gebräuchlicher als jetzt, kommt mir vor. Auch das Einbröckeln selbst, also das Einbrocken bzw. Eintunken von Brotstücken in Suppe oder Milch kommt mehr und mehr ab. Vielleicht liegt es an der besseren Zahngesundheit heute 😁
"Brot oder Weißgebäck in den Kaffee einzubröckeln ... verstößt gegen die guten Tischmanieren - auch wenn es auf Grund unzulänglicher Zähne geschieht • Man darf das Brot auch nicht in die Suppe einbröckeln . Sind Ihre Zähne wirklich so schlecht oder ist das Brot so hart, daß Sie das nötig haben?" So schrieb Gustav Chamrath in seinem Lexikon des guten Tones, 1953.Die feinere Art des Einbröckelns sind heute eben die Croutons...
Aber auch süß wird oder wurde gern eingebröckelt... Als Kind war ich oft bei den Großeltern und liebte es sehr, gemeinsam mit meiner Omama zur Nachmittagsjause einen (koffeinfreien) Milchkaffee und eine Semmel darin eingebröckelt zu genießen. In Frankreich ist das Tunken von Croissants in die morgendliche Schale Café au lait gesellschaftsfähig (?) und kein Klischee, wie ich zuletzt im Osterurlaub vor 4 Jahren mit Vergnügen gesehen habe!
Zurück zur Stosuppe - ich habe ein feines Rezept vom Haubenkoch Lukas Nagl aus seinem schönen Salzkammergut-Kochbuch verwendet. Katharina Seiser hat auch mitgeschrieben, was immer für Qualität bürgt!
(Werbung not sponsered)
Saure Rahmsuppe vulgo Stosuppe
nach Lukas Nagl
1 mittlerer Erdapfel / Kartoffel
1 EL Kümmel ganz
300 ml Milch oder Wasser (ich) und
200 ml Sauermilch oder Buttermilch -- in Summe 500 ml Flüssigkeit, das Verhältnis ist variierbar
250 ml Sauerrahm
2 EL Mehl
Salz
schwarzer Pfeffer
optional ein wenig Majoran
optional 1 Spritzer Weißweinessig
Schnittlauch zum Bestreuen
Röstbrot
Zubereitung:
- Den (rohen) Erdapfel schälen und klein würfelig schneiden, beiseite stellen.
- Den Kümmel in kochendem Wasser etwa 2-3 Minuten blanchieren, dann kurz abspülen und abseihen, beiseite stellen.
- Sauerrahm mit Mehl klumpenfrei zu einem "Gmachtl" verrühren, siehe Foto oben. Eventuell ein wenig Wasser dazugeben, wenn es zu dick ist, beiseite stellen.
- In einem Topf wird nun die Milch bzw. Wasser und die Sauermilch leicht erwärmt und gleich das "Gmachtl" eingerührt, dann erst zum Kochen bringen.
- Die Kartoffeln dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen und die Suppe köcheln lassen, bis die Erdäpfel weich sind.
- Zum Schluss den Kümmel beifügen und abschmecken nach Belieben. Ich finde, die Suppe ist säuerlich genug und braucht keinen Essig, auch habe ich den Majoran weg gelassen.
- Das Brot rösten bzw. wer will mit Knoblauch verfeinern und die Suppe mit Schnittlauch bestreut anrichten.
Gmunden und Schloss Orth am Traunsee, Juni 2018 |
In meiner Waldviertler Kindheit hat die “Müchsuppn“ geheißen und ich habe sie geliebt, mit “greste Erpfen“ drin. Jetzt werde ich sie mal machen, danke für's Erinnern!
AntwortenLöschenAls Kind hab ich sie nicht so gern mögen, erst später...
LöschenIch kenne sie aus dem südl. Waldviertel als Stosuppe, interessant wie sich der Name schon allein im WV unterscheidet,
lg
wie schön, dass du diese Erinnerung aufleben lässt. Ich mochte sie als Kind gar nicht, ich kann auch kein Selchfleisch essen oder riechen. Denn diese Speisen standen bei uns sehr oft am Tisch. Ich kenne sie auch als Stosuppe, ich wünsche dir ein frohes Wochenende
AntwortenLöschenLG Hermine
ja, Essens-Vorlieben können sich ändern, aber manches mag man einfach nicht ;-)
LöschenDu hast mich jetzt an die Selchsuppe erinnert, die mag ich gern und muss sie bald einmal kochen!
Servus Friederike, als gebürtige W4tlerin kenne ich Stosuppe noch gut.
AntwortenLöschenAm Freitag gab es sie oft mit gekochten Erdäpfeln darin. Ich mochte sie nie und mag sie jetzt auch nicht.
Fernweh habe ich auch schon, auch die kleinen spontanen Ausflüge fehlen mir schon sehr.
Lg aus Wien
ich glaube, entweder man mag die Suppe gern oder gar nicht...
LöschenJa, Ausflüge und danach wo Einkehren etc. das fehlt schon sehr!
Ich kenn die Suppn net liebe Friederike aber Fernweh hätt ich auch und wenn es nur im eigenen Ländle wäre da wäre ich scho glücklich mehr braucht´s erstmal net aber davon sind wir ja anscheinend sehr weit entfernt also träumen wir weiter....
AntwortenLöschenLiebe Samstagsgrüße
Kerstin und Helga
Die Suppe ist wahrscheinlich eher in Ö bekannt, vielleicht noch in Bayern...
LöschenUrlaub im eigenen Land machen wir sehr gern, aber nicht nur :-((
Die "Rahmsuppn" erinnert mich an meine Kindheit. Meine Oma, aber auch meine Mama hat die immer gemacht. Meist mit Erdäpeln als Beilage. Aber natürlich wurde auch Brot eingebrockt...so lecker :)
AntwortenLöschenDanke für dir für diese Erinnerung! Liebe Grüße, Petra
so einfach und so gut, das bewahrheitet sich sehr oft!!
LöschenDas essen wir auch heute noch sehr gern - und die Kinder lieben es ... Das nächste Mal mit Wildkräutern, das kam mir ja noch gar nicht in den Sinn, super!
AntwortenLöschenDas Buch hab ich mir übrigens auch gegönnt - hab mich ganz direkt in das Lesebändchen verliebt :-)
Alles Liebe!
schön, dass die Suppe bei dir auch die Kinder gern essen!!
LöschenDas Kochbuch ist so schön, und ich fand den Lukas Nagl bei seinen TV Auftritten so sympathisch...
Jessas, das habe ich seit gefühlten Jahrzehnten nicht mehr gegessen! Vielen Dank für die Erinnerung.
AntwortenLöschenna gerne doch :-))
LöschenBei der Suppe, die ich nicht kenne, muss ich an meine liebe Oma denken. Sie stellte immer eine Schüssel "g'stöckelte Milch" auf die Kellertreppe , die sie mit Brot aß. Uns Kindern hat's davor gegraust.
AntwortenLöschendas kann ich mir vorstellen, dass es nicht so appetitlich aussah, aber es war sicher beste Sauermilch ;-))
LöschenIch halte es kaum aus vor Fernweh... Draußen ist Aprilwetter, nasskalt, mit Schnee. Wir sind am Wochenende zu einem kleinen See gefahren, 39 km entfernt, damit ich endlich mal wieder Wasser sehe! :-)
AntwortenLöschenKümmel mag ich gerne. Ehrlich gesagt so eine Suppe habe ich glaube ich noch nie gemacht. Dabei mag ich säuerliche Milchprodukte. Das wäre echt mal einen Versuch wert! Ich mag solche "alten" Rezepte und Ideen.
Die Suppe und vor allem das "Einbrocken" ("einbröckeln" kenne ich nicht) haben Erinnerungen an meine Großmutter (Hausruckviertel) geweckt. Sie hat übrigens auch in den Kaffee Brot eingebrockt und den Kaffee dann mit einem großen Löffel "gegessen". Stosuppe - ja, das könnte ich echt auch mal probieren!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Andrea